Bild dir deinen Journalismus
Tja, die Kugel rollt wieder und das Spiel ist eröffnet.
Und damit kommen wir auch gleich wieder zu einem Mitspieler, der sich aufs Bluffen gut versteht und gerne auch mal unfaire Mittel einsetzt - der Spieler, der Meinungen bildet.
Hier hat jemand einen tollen offenen Brief an besagten Spieler geschrieben. Normalerweise halte ich nicht viel von offenen Briefen, weil sie meist kaum Beachtung finden und sowieso keine Reaktionen des Empfängers nach sich ziehen. Aber diesen Brief mag ich, weil er so ehrlich wie kritisch ist. Auch wenn ich denke, dass der Empfänger diesen Brief wohl nicht lesen wird, so denke ich dass das auch gar nicht Sinn und Zweck ist. Diesen Brief sollten m. E. eher die lesen, die mit diesem Spieler symphatisieren.
Sei es wie es sei - hier ist der Brief. Gefunden auf Weselpower's Blog.
Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte selbige nutzen und den Brief verbreiten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
eure Auflage und Reichweite beweist, dass der Deutsche euch traut und damit seit ihr maßgeblich an der Meinungsbildung von mehreren Millionen Menschen beteiligt.
Das nenne ich eine enorme Verantwortung!
Das meiste was ihr täglich schreibt, wird 1:1 vom Bürger übernommen. Vieles, ohne weiter zu recherchieren oder darüber nachzudenken. Das was die “Bild” schreibt stimmt! So die Meinung vieler eurer Leser. Ihr bildet Meinungen. Und davon macht ihr oft sehr krass Gebrauch.
Als die Tage ein Pädophiler gesucht wurde, titelte ihr ihn “Dreckschwein”. Das gehört so nicht ein Medium welches die Aufgabe hat aufzuklären und zu informieren. Mit solchen Überschriften (im Artikel bin ich dann nicht weitergekommen, da dieser Aufreißer mir den Sinn danach vergrämt hat) begeht ihr Hetzkampagnen, die sich in Wut der Leser gegenüber solch kranker Menschen niederschlagen könnte.
Im speziellen Fall des Pädophilen habe ich natürlich auch eine Meinung, die ich niemals so veröffentlichen würde, wenn ich die Verantwortung über die Verbreitung von Informationen und Fakten hätte, mit denen sich jeder eine eigene Meinung bilden kann. Ihr implantiert den treudoofergebenem Leser eure Meinung oder das, was hilft eure Auflagen zu erhöhen. Das nenne ich skrupellos und einen Angriff auf unsere Demokratie!
Noch mal zurück zu dem Fall.
Der Mann ist ein kranker Mann, anderster kann man Pädophile nicht bezeichnen. Je nach schwere der Fälle, gehören sie auch eventuell weggeschlossen. Für immer! Notfalls auch mit Zwang medizinisch behandelt. Opferschutz muß vor Täterschutz gehen.
Durch eure Art der Berichterstattung schürt ihr eine Stimmung der Wut unter der Leserschaft, die fatale Folgen haben kann, zum Beispiel Gerüchte Streuung über Menschen in der Nachbarschaft, die man nicht leiden kann. Dieser Mensch wäre gesellschaftlich erledigt, obwohl vielleicht unschuldig. Es wäre nicht das erste mal in Deutschland.
Gestandene Schuljournalisten beschweren sich über das Erstärken des Bürgerjournalismus.
Die meisten dieser Menschen tun dies nicht, um Auflagen zu schaffen und damit Geld zu verdienen, sondern weil sie es satt haben durch reichweitenstarke Medien einseitig mit Halbwahrheiten beeinflußt zu werden. Sie haben gemerkt, dass versucht wird, politische Richtungen vorzugeben und Stimmungen zu verbreiten, die so nicht stimmen. Das nenne ich einen Angriff auf die freie Meinungsbildung und damit auf unsere Demokratie! Die meisten eurer Leser bemerken es nicht mehr, wie ihr Einflußt nehmt. Allerdings werden es immer mehr die bemerken, dass hier etwas nicht stimmt.
Das wird in Zukunft auch an euch nicht spurlos vorübergehen.
Mir ist es klar, dass ihr mir nicht antworten werdet. Oder ihr werdet meinen Brief ins Lächerliche ziehen.
Ich hoffe trotzdem, dass ich dem Einen oder Anderen ins Gewissen reden konnte und er sich wieder seiner Verantwortung bewußt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Tschochohei, Bürger der Bundesrepublik Deutschland
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