3 Anmerkungen zur Bundespräsidentenwahl

by - Juni 30, 2010

Nun ist es also vollbracht ... 


wir haben unseren Präsidenten dritter Wahl: Christian Wulff. Was soll man noch sagen ... als eine, die die gesamte Wahl live beim Bundestags-TV mitverfolgt hat, ziehe ich drei Schlüsse aus dem heutigen Tag:

1. Kein Wunder, dass alle Politiker sich über die langen Arbeitszeiten beschweren. Wenn die nach jedem Kreuzchen auf dem Zettel erst mal ne Stunde Pause machen, für jeden Nicht-Gewählten erst mal ne halbe Stunde klatschen und nach jeder "harten Abstimmung" erst mal das Buffet leermachen, wundert mich nicht, dass die so spät abends heimkommen.

2. Man muss wohl tatsächlich um sein Ansehen bangen, wenn man ein positives Wort für die Linken übrig hat. Klar, sie haben sich enthalten. Klar, möglicherweise hätten Sie (wenn auch SEHR unwahrscheinlich) Wulff verhindern können. Aber statt immer nur rumzuhacken, sollte man sich mal an die eigene Nase fassen. Ganz Deutschland beschwert sich über nicht eingehaltene Wahlversprechen, Vertrauensverlust in die Zusagen der Parteien und die Uneinigkeit. Und dann attackiert man die einzige Partei, die danach noch gleicher Meinung ist wie zuvor, so scharf? Jetzt ist es plötzlich als Partei verwerflich, sein Wort zu halten und sich seine Glaubwürdigkeit zu bewahren? Und das ist GANZ abgesehen davon, ob man linke Ideologien für gut heißt! Aber wenn man sich über ein Verhalten von Parteien beschwert, sollte man es auch anerkennen, wenn es mal eine eben NICHT so macht. Sie dermaßen an den Pranger zu stellen, nur weil sie an ihren Prinzipien festhalten und zumindest das durchziehen, was sie propagieren (das ist keine Wertung), ist nicht sehr fair. Zumal es JETZT eh keinem hilft. Wer will, dass seine Entscheidungen vorbehaltlos respektiert werden, sollte bei anderen damit anfangen. Und glaubt mir ... für das Übel der Welt sind nicht NUR die Linken verantwortlich ;)
(auch wenns bei Twitter heute den Anschein macht).

3. Unglaublich, aber ja - die dpa kann hellsehen! Während live in der Bundesversammlung noch die Stimmen ausgezählt wurden, berichteten dpa und anschliessend ard, spiegel u.ä. schon vom Wahlausgang. So wussten tausende von Fernsehzuschauern und Twitteren womöglich noch vor Wulff selbst von seinem Sieg. [Auch wenn es mich sträubt, hier "Sieg" zu verwenden .... naja, per definitionem ist es wenigstens einer.]


Wie man sieht ... ein höchst aufschlussreicher Tag. :)



Bild ist von da: http://twitpic.com/21ayjs

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2 Kommentare

  1. Zum Punkt 1: Also so kann man es ja auch nicht sehen. Std lange Klatscheinlagen können schon anstrengend sein.

    zum Punkt 2: Dem kann ich inhaltlich zustimmen. Klar hätte Gysi eventuell am Wahlausgang rütteln können, aber die Glaubwürdigkeit währe für die Wähler der Linken völligst dahin - so ist halt Politik.

    zum Punkt 3: Gute Frage, wo doch eine strikte Twitter und Nachrichtensperre verhängt wurde ;)

    zum Punkt 4: Das Bild brauch ich auch!

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  2. Ich habe inzwischen gründlich aufgehört, mich über die Bruderschaft der Politiker zu ärgern, was allerdings doch deutlich leichter ist, wenn man nicht mehr im Land wohnt. Doch ich muss zugeben, dass es die Pfeifen einem nicht unbedingt schmackhafter machen, irgendwann einmal die Rüchkreise anzutreten.

    Und ich für meinen Teil würde niemals auf die Idee kommen, die Linken zu verurteilen ;-).

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